Amüsiert erinnern wir uns an jene Momente, die uns Kinder bescheren, um Missgeschicke zu kaschieren. Jener Moment in dem die 3-Affen Taktik mit der Grinsekatze zusammentreffen, um zur Waffe der kleinen Quälgeister zu mutieren. Wie von Zauberhand wurde das Glas Saft über den Teppich gekippt, das Glas weilt noch inmitten des Saftsees, während uns als einziger Zeuge der Nachwuchs gekonnt anlächelt. Auf die Frage was passiert sei, wird die o.g. Taktik aus dem Hut gezaubert.
Gekonnt nutzen Sie den Überraschungseffekt, ein entwaffnendes Lächeln, ein überraschter Blick auf die eigentlich klare Faktenlage und ein Überlaufen auf die gegnerische Seite: Ich habe auch nichts gehört, nichts gesehen, nicht gesagt, wissentlich der Beweislage. Meist folgt noch ein Ablenkungsmanöver in Form eines fantasievollen wortreichen Berichts über einen kleinen blauen Drachen, der als Übeltäter quasi schon überführt sei. Dieses überzeugte Übersehen der Wahrheit lässt einem als Erwachsener meist milde urteilen. Nur was bei einem 4-Jährigen noch als Anekdote im Lebensbuch notiert wird, kann später zu ernsthaften Problemen führen, meist leidet die gegnerische Seite.
Erstaunlich ist nur, wie wirksam diese Masche in allen Bereichen des Lebens zu funktionieren scheint. Der Faktor Sympathie lässt uns ähnliche Erlebnisse & Taten doch unterschiedlich bewerten, je nachdem welche Einstellung bzw. persönliche Beziehung wir zum Gegenüber haben. Harmlose Beispiele mögen viele aus dem Arbeitsleben zu erzählen haben, aber sind Sie auch harmlos? Jeder hat einen oder eine Kollegen/in, der man kaum böse sein kann, egal ob der Hamster der Nachbarin Schnupfen hat und Sie dadurch zum 100 x Mal zu spät kommt, das kindliche Lächeln gepaart mit dem unschuldigen „ich habe es doch nicht mit Absicht getan und bin mir keiner Schuld bewusst wirkt, im 1. Moment sind wir gehemmt, der Ärger bzw. die Wut darüber kommt meist erst später.
Zum Erfolg dieser Menschen scheint ihre „Leben und leben lassen“ Einstellung zu gehören, d. h. Sie sind im Außen äußerst tolerant gegenüber ihren Mitmenschen als auch zu sich selbst, mit dem Wissen je toleranter & wohlwollender sie sich geben, umso mehr Verständnis dürfen Sie für eigene Verfehlungen erwarten. Die Bandbreite ist groß, von der Sekretärin die jede Laune ihres Chefs lächelnd erträgt und dafür die Hälfte ihrer Arbeitszeit bei Google verbringen darf, bis zu großen Vorfällen jener Fußballgötter bzw. Steuersünder wie Messi oder Ronaldo, die man medial fast noch mit Mitleid übergießt, mit der Vermutung das sich böse Berater an den unschuldigen Jesus-artigen-Jüngern zu schaffen machten.
Auf der anderen Seite wird ein Herr Hoeneß mit Freuden medial zum Abschuss freigegeben, nach dem Motto wer austeilt, muss mindestens genauso, wenn nicht noch mehr einstecken. Warum scheint es in dieser emotionsgeladenen Zeit so schwer zu sein, Taten nach Sachlage zu beurteilen, weder mit der rosa-roten-Brille für Messi noch mit der schwarzen Brille für Hoeneß. Die Fähigkeit Situationen objektiv zu betrachten, sobald Emotionen im Spiel sind, geht vermeintlich immer mehr verloren. Die höchst gehandelte Währung heutzutage sind Emotionen, in dieser Währung lässt sich alles besser verkaufen, gut für die Geschäftemacher, nachhaltig gefährdend für den Konsumenten.
Unser Körper & Seele beansprucht Phasen der Stille um Erfahrungen incl. Emotionen zu verarbeiten. Zeit & Ruhe sind die wichtigsten Zutaten, um nicht eine Marionette der eigenen & mit aufgesaugten Emotionen zu werden. Gerade Situationen die unsere Gefühle sehr in Wallung bringen, in welche Richtung auch immer, bedürfen einer zweiten Prüfinstanz. Egal ob das alte Sprichwort greift, eine Nacht darüber zu schlafen, oder ob Sie im Rahmen eines Spaziergangs die Lage nochmal in Erinnerung bringen, weise Entscheidungen trifft nur jemand, der mit sich in Einklang ist.
Im Privatleben kann man selbst entscheiden, wie man mit solchen Erlebnissen umgeht, man selbst wird im Laufe seines Lebens temporär mal zur Grinsekatze (ein Zustand von frisch Verliebten) oder zum Miesepeter (Schicksalsprüfungen jeglicher Art). Diese eigenen Erfahrungen mit ihren positiven wie auch negativen Auswirkungen sind hilfreich, um Menschen objektiver zu betrachten. Mit dieser Klarheit erkennen wir eher, aus welchen Impulsen unser Gegenüber gerade handelt.
Die 3-Affen werden in Asien übrigens als über „Schlechtes weise hinwegsehen“ gedeutet. Im Westen verwenden wir Sie als Sinnbild einer mangelnden Zivilcourage, im Sinne von Schlechtes nicht wahrhaben wollen. Die Gratwanderung, die Macken seiner Mitmenschen mit einer Prise Humor zu akzeptieren, aber dennoch an der richtigen Stelle Grenzen zu setzen, ist die hohe Kunst der Diplomatie & Lebensschule ein Leben lang.
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