Edgar & Erwin – Der Angriff auf den inneren Schweinehund
Ich habe schwierige Wochen hinter mir, der Januar ist der übelste Monat für mich und Jahr für Jahr graut mir davor. Vor allem weil der Übergang so schwierig ist, im Dezember ist die Welt noch in Ordnung, oft sogar der schönste Monat. Ich trinke und esse nach Herzenslust, lasse es mir gut gehen, entspanne auf dem Sofa, hurra, Weihnachten wird jedes Jahr besser. Es gibt haufenweise Essen sowie Geschenke, dieses Jahr alle zu 100 % per Knopfdruck bestellt, ganz nach meinem Geschmack.
Aber dann, pünktlich zum 1. Januar habe ich mein „Zielvereinbarungsgespräch“, ein listiger Versuch meines Chefs. Immer der gleiche Ablauf. Zuerst kommt ein Katalog mit Verfehlungen, ich wäre zu bequem, unsportlich, zu viel Essen, Alkohol, etc., wohl eher Leviten lesen. Was aber 10 Monate keinen stört, wird nun angeblich zur Gefahr für Leib & Leben, bzw. ab sofort rigoros verboten.
Ich kenne diese Art von Gesprächen, die mich immer wieder heimsuchen, ich lasse sie über mich ergehen, denn meist ist der Spuk nach 4 Wochen vorbei. Der Februar ist schon wieder recht lustig, ich darf Krapfen essen, nach Herzenslust trinken ohne Ende, bis dieser blöde Aschermittwoch mir wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Dann sind wir urplötzlich christlich, fasten bis Ostern ist dann Pflicht. Aber mein Durchhaltevermögen ist immens, Ohren auf Durchzug und mit meiner JETZT-ERST-RECHT-Mentalität gewinne ich meistens diese seltsamen Angriffe auf mich. Ab April bin ich wieder der Chef im Haus, kann endlich wieder das tun, was ich will und erhole mich das restliche Jahr von diesem Stress.
Ich habe schon überlegt, ob ich eine Selbsthilfegruppe gründe, mein Chef ist ja wirklich ein sonderbares Exemplar. Wenn er mich nicht hätte, wäre er sowieso schon Workaholic, ich kümmere mich exklusiv um seinen Gemütszustand. Auch seine radikalen und einsamen Entscheidungen, die er trifft, ohne mich auch nur einmal zu fragen, was ich davon halte, nerven ohne Ende. Verbote über Verbote, zuerst macht Schokolade glücklich, aber aus heiterem Himmel am 01. Januar würde uns angeblich schon ein kleines Stückchen fast umbringen. Von April bis Dezember kümmert er sich überhaupt nicht um mich, urplötzlich kommen aus dem Nichts Vorhaltungen, an was ich doch alles schuld, wäre. Er ignoriert doch seinen Stress und die unguten Gefühle, wer muss denn hier für Entspannung & Glückshormone sorgen, das ist ein Knochenjob und ich will ihm ja nur eine Freude machen.
Er ist aber auch sowas von stur, nie hat er wirklich Zeit für mich, z.B.:
Ich weiß ja nie wann ich wirklich was Anständiges zu Essen bekomme, da muss ich ja gucken, wo ich bleibe. Würde ER regelmäßig kochen, müsste ich keine Angst mehr haben zu verhungern, und könnte eventuell darüber nachdenken, mein 2. Frühstück die geliebte Mohnschnecke, die so gut zum Cappuccino passt, aber auch, dass E-Mail lesen immens erleichtert, zu canceln.
Ok ich gebe zu, manchmal neige ich auch zu Übertreibungen, wir haben uns schon besser verstanden. Aber ihn dauerhaft zu ignorieren wird mir auch nicht weiterhelfen. Vielleicht ist der Urlaub eine gute Idee um mal mit Ihm zu reden, vorausgesetzt wir finden ein Ziel, das uns beiden gefällt. So ein schöner All-inclusive-Urlaub wo ich mich nicht viel bewegen muss, ein schöner Traum! Oder bin ich schon im Delirium? Komme mir seit Tagen schon wieder vor, als wäre ich im Vollzug (Wasser & Brot). Da bekomme ich schlechte Laune, was sofort Stress erzeugt, das geschieht ihm Recht!! Damit setze ich Ihn unter Druck, bald gibt’s das alte schöne Leben zurück.
FORTSETZUNG FOLGT: EDGAR & ERWIN BEIM MEDIATOR