Das Internet ist jene große Spielwiese für Fakes, ob Bilder, News oder das Zurschaustellen eines geschönten Lebens! Ein Eldorado für Selbstdarsteller jeglicher Art, gepusht vom eigenen Ego! Bearbeitete Bilder werden seit langem für Werbemaßnahmen aller Art verwendet, um die Zielgruppe zu melken, die nicht merkt, dass die Messlatte nie erreichbar sein wird. Jedoch schwappte der Trend auf den persönlichen Bereich über, was macht das mit uns? Die nächste Stufe waren die Fake-News, die sich rasend schnell in den sozialen Medien vermehren, oft bahnen sie sich unbemerkt ihren Weg. Die eigenwillige Selektierung von Wahrnehmung, Wahrheiten und Meinungen lässt sich auf der www-Bühne am besten platzieren, Befürworter finden sich schnell und die Zweifler werden mit gezielter Konfrontation ins Aus manövriert. Schwarz-Weiß Denken ist ein Symptom dieser digitalen Welt, bist Du nicht mein Freund, bist Du mein Feind! Flankiert von der Emotionalisierung des gegenwärtigen Zeitgeistes, der Sachargumente gerne vernebelt.

Das böse Internet? Nein, es dient nur als Plattform für Spielarten unseres Egos, die es schon immer gab und geben wird. Es dient als Spiegel für unser Verhalten, welches im realen Leben durch diverse Grenzen (Gesetze, Moral, Gesellschaft) eingezäunt wird, aber im digitalen Netz bisher kaum vorhanden sind. Kaum ein Mensch ist frei davon, immer authentisch zu leben als auch zu handeln. Ist das Verschweigen von bestimmten Erfahrungen oder Wesenszügen nun faken? Während wir uns in Bewerbungsunterlagen & Vorstellungsgesprächen von unserer Schokoladenseite zeigen, wohlweislich die Gegenseite ebenso, wird die Probezeit dann zum Beziehungs-Check, je authentischer wir uns von Anfang an geben, umso erfreulicher die Zusammenarbeit.

Das Spielfeld ist riesig, von Schummeln & Notlügen unter dem Deckmantel andere nicht verletzen zu wollen, bis hin zur gezielter Irreführung & Betrug finden wir solche Verfehlungen genauso häufig im realen Alltag, meist finden wir uns auch auf beiden Seiten wieder, mal als Ausübende mal als Betroffene. Zurück zu den beliebten „mutigen“ Wahrheiten in Form von Beleidigungen, selektive Wahrnehmungen und Denunziantentum, die gerade in Verbindung mit dem Verschweigen der eigenen Verfehlungen eine gefährliche Mischung ergeben. Auch diese Form der Positionierung gab es jenseits der Datenautobahn schon immer. Auf fruchtbaren Boden fallen solche Bestrebungen in Kommunikationsarmen – und chaotischen Feldern, gepaart mit schwacher Führung, einem Mangel an Selbstreflexion und fehlenden Grenzen. Diese Zustände finden sich in Firmen, Schulen, Vereinen in der Politik, aber auch die eigene Familie ist nicht gefeilt vor solchen desaströsen Grundstrukturen, die oft zu Flächenbränden ungeahnten Ausmaßes führen.

Viele von uns können aus Erfahrung sprechen, von eigenen Schummeleien die sofort von der gehassten Mitschülerin aufgebauscht dem Lehrer „gemeldet“ wurden, bis zum Mobbing in der Firma, in der die Karrieren der jeweiligen Opfer und Täter oft Ihren Höhepunkt finden, die Bandbreite ist groß. Die Gesellschaft spielt in Ihrer jeweiligen Liga das Spiel perfekt, ob konkurrierende Firmen bis hin zur Politik, die gerne im Innen wie Außen solche Methoden anwendet. Es braucht Opfer und Täter für dieses Spiel, das wir seit Jahrtausenden spielen, die Wunden treffen wie Speerspitzen in Körper & Seele, die beide bis zum Exodus führen können.

Dazu kommt noch ein interessanter Aspekt, die Beliebtheit des Täters/in scheint innerhalb der Gruppierung wichtig zu sein, ob Verfehlungen geahndet werden oder nicht. Es ist eben nicht egal, ob die gleiche „Straftat“ in der Familie/Firma/Land vom Lieblingssohn oder eher vom schwarzen Schäfchen begangen wird. Als Vergleich ist  der Steuerbetrug sowohl von Messi als auch von Uli Hoeneß begangen worden, die mediale Auseinandersetzung könnte nicht ungleicher sein, während der Fußballgott & Schwiegermutter Traum Messi fast noch Mitleid bekam, wurde der polarisierende Hr. Hoeneß medial über Monate durchs Dorf getrieben.

Doch zurück zu den „Fakes“ unserer Zeit, die wir oberflächlich betrachtet gerne der jüngeren Generation & dem Internet zuschreiben. Ich drehe mein Erinnerungsrad mal Jahre zurück in ein beschauliches Dorfleben in Bayern. Die Neurosen der heutigen Internetgesellschaft waren dort unter dem Namen der Scheinheiligkeit ebenfalls sehr wirksam, nur nicht in der Masse, es war allenfalls als Intranet verfügbar. Twitter war damals ein „Bankerl“ an dem sich die Waschweiber des Ortes über angebliche Neuigkeiten austauschten. Tinder war temporär bei Feuerwehrfesten, Fasching und sonstigen Vereinsfeierlichkeiten zu finden, die Tinderfähigkeit stieg mit dem Alkoholpegel. Für die News waren sorgsame Nachbarn verantwortlich, die in einer auch für damalige Zeiten rasanten Geschwindigkeit eine harmlose Fete unter Jugendlichen innerhalb von 12 Stunden zu einer Orgie mit schwarzer Messe formten, welches durch das Dorf-Intranet sofort jedem zugänglich war. Der Informationsfluss begann Sonntag früh in der Kirche, schwappte über den Stammtisch im Wirtshaus und fand den Höhepunkt mit der Schnappatmung der betroffenen Mütter um 14 Uhr am Kaffeetisch.

Egal ob im Netz oder im realen Leben, die Kombination zwischen gesundem Menschenverstand & innerer Stimme und der Frage wer am meisten von der jeweiligen Information profitiert, sorgt schnell für die gewünschte Klarheit oder zumindest für das Läuten der inneren Alarmglocken.

Bild: Pixabay  – Fake